Auf der falschen Seite des Bildschirms

Der Fernseher läuft. Du siehst die Bilder einer Demonstration. Unzählige Menschen kämpfen für ihre Rechte, für mehr Demokratie und so weiter. Du siehst Kundgebungen und Helfer, die Essen verteilen.

Allerdings siehst du auch Rauch, brennende Reifen, Polizisten und Demonstranten, die auf einander losgehen.

Du fieberst mit. Möchtest alles erfahren, bist gespannt, wie es weiter geht. Denn das, was du siehst, passiert in der Hauptstadt deines Heimatlandes.

Das einzige Problem dabei: Du verstehst kein Wort von dem, was die Nachrichtensprecher sagen. Die befragten Demonstranten beginnen in deiner Muttersprache zu reden, werden aber von einem unverständliche Sätze bildenden Synchronsprecher übertönt.

Während das ganze Land im Aufruhr ist, bist du in der Fremde. Musst dir den Bericht über die Proteste übersetzen lassen. Kannst ohne diese Übersetzung nicht einordnen, wie die Befragten zu den Entwicklungen stehen. Weißt nicht, ob es nicht vielleicht die „falschen“ Leute sind. Menschen, die eine Meinung vertreten, die komplementär zu deiner eigenen ist oder ob sie das gleiche denken wie du.

Fragst dich vielleicht, ob nicht gerade erklärt wird, dass die Bestrebungen der Demonstrierenden bereits aussichtslos sind oder die Hoffnung auf Erfolg größer werden kann.

Wie fühlst du dich?

 

Liliane v. Pollmann


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