Geschichten in der Geschichte

altWir sind voll mit Geschichten und Eindrücken aus der Ukraine zurückgekehrt. Neue Freunde haben wir gewonnen, alte Freundschaften vertieft und viel, viel gelernt. Das Netzt aus Gewusstem, neu Gelernten und Erfahrenem ist dichter gewonnen, die Aspekte berühren sich mehr und mehr.

Im Gebietsarchiv  lasen wir 105 nicht zugestellte Feldpostbriefe, erfassten den Bestand auf Stammblättern mittels Abschriften, teilweise kämpften wir buchstabenweise mit den Tücken der Handschriften. Wir lasen von neu geborenen Kindern, Kriegseindrücken trotz Zensur und geplatzten Hochzeiten während des Heimaturlaubes.

...und die Gedanken schweifen ab..., in Medzhybizh sahen wir eine Hochzeit, der traditionell das Brot und das Salz auf einem Ruschnik vorausgetragen wurde. Ach, das Ruschnik, ja, das sahen wir zuvor in Kriegsmuseum in Kiew und im Gespräch über die ukrainischen Traditionen tauchte es auch auf...

Also die Hochzeit: Frische Fische wurden neben unseren rauchenden Schaschlikfeuern geschlachtet und ausgenommen und die Braut hatte hohe weiße Stiefel an und einen Schleier natürlich....

"...und die Braut gab der toten Funkerin Olga ihren Schleier, sie sollte auch eine Braut sein." Der Bericht des 93jährigen, hochdekorierten Panzeroffiziers der Roten Armee zwei Tage zuvor über seine 22tägige Odyssee von Warschau zu Fuß nach Hause gerät ins Stocken. Während des Gespräches mit Veteranen kämpfte nicht nur Pawel mit der Last der Erinnerung an die tote Funkerin Olga, die alle so mochten. Das Treffen ihrer Beerdigungsgruppe mit einer entgegenkommenden Hochzeitsgesellschaft bleibt lange wach.

Jetzt an den Schaschlikfeuern in Medzhybizh, einem Gefilde des Himmels, wie Isaac Bashevs Singer den Ort des legendenumrankten Gründers des Chassidismus nennt, schieben sich die Geschichten übereinander, Geschichte entsteht.

Weitere Ergebnisse gibts hier!

Chmelnyzkyj 2012

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Unser diesjähriger Workshop in Chmelnyzkyj fand vom 10-18.11.2012 statt.

Wir beschäftigten uns mit dem bislang nur exemplarisch kennengelernten Konvolut von Feldpostbriefen, das nach dem Krieg in einer Ruine - vermutlich dem Postamt - in Chmelnyzkyj gefunden wurde. Die unvorstellbare Menge von 30 (!) Milliarden (!) Feldpostbriefen wurden über das wehrmachtseigene Zustell- und Zensursystem den Empfängern übermittelt. Wir fragten nach Motiven, Inhalten und Hintergründen der Briefe und versuchen eine synoptische Erfassung.

Unsere Vorbereitungen finden Sie überblickshaft in Form einer Mindmap hier!


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