Flughafen und Ankunft

altDies war mein erster Flug im Leben, so dass ich nicht vergleichen kann. Vielleicht ist das der Grund, warum es so cool vorkam. Das einzige, was ich es vergleichen könnte, war der Flughafen Zhulyany und der Flughafen in Dortmund. Und es war wie Trabi und Maibach.


Als wir aus Chmelnyzkij in Zhulyany ankamen, waren alle aufgeregt: "Wird das wirklich passieren?" "Reisen wir wirklich nach Deutschland?" "Werden wir unsere Freunde treffen?" In einigen Gesichtern konnte man lesen "Ich werde es nicht glauben, bis ich da bin. " Nach dem langen Weg waren alle zeimlich erschöpft, aber sobald wir in Dortmund die vertrauten Lächeln sahen, war die Müdigkeit wie weggeblasen. Der größte Unterschied zwischen unserer Ankunft in Dortmund und zwischen der Ankunft unserer Freunde in Kyiv war, dass sie uns schon auf dem Flughafen begrüßten. Natürlich war es schwierig für uns nach Kiew zu kommen – es liegt viel weiter von Chmelnizkyi als Dortmund von Wuppertal. Der Bus war schick! - Aber das gute Lächeln von Pascha fehlte.


Friedrich Engels

Friedrich Engels. Zunächst möchte ich sagen, dass ich versuche, objektiv zu schreiben, weil ich persönlich keine besondere Sympathie für diesen Mann empfinde. Durch seine Arbeit und Philosophie wurde das weltweit erste totalitäre kommunistische Regime geschaffen, das Hunderte von Völkern versklavte und Säfte aus ihnen fast ein Jahrhundert herauspresste.

Friedrich Engels - einer der Männer, der die utopischen Ideen auf eine neue Ebene gebracht hat. Zusammen mit Friedrich Engels veröffentlicht Karl Marx die Bibel des Sozialismus. „Das Kapital“ wurde eine regelrechte Explosion in der damaligen Weltideologie. Es führte zu einer neuen Revolution, der Schaffung von sozialistischen Parteien und Organisationen. Dank sozialistischen Ideen entstanden ausnahmslos alle totalitären Systeme der Welt.

Das im Allgemeinen. Aber was wissen wir über Engels, über ihn als Person?

Natascha Braun. Das Leben halbdeutsch – halbukrainisch.

Eine Frau, die über ein halbes Jahrhundert in einem fremden Land gelebt, dennoch ihre Muttersprache nicht vergessen hat und die mit wunderbaren Feinheiten spricht. Eine Frau, die dem Stalin-Regime nicht verzeihen konnte und daher in die Ukraine nicht zurückkehrte. Eine Frau, die eine Zeitlang nicht Natascha, sondern Netti heißen musste. Ein Mensch, der ein weißrussisches Mädchen nach dem Krieg unbedingt finden wollte, weil Natascha es während der Zwangsarbeit in Deutschland mit Lebensmitteln gerettet hat. Eine Frau, die nach dem Krieg mit ihrem deutschen Mann glückliche 55 Jahre lebte. Eine Frau, die ihren liebsten Menschen vor einigen Jahren verloren hat, nicht aber die Lebensfreude und den Lebensmut, und die immer noch Freude den Menschen um sie herum bringt. Sie ist 88. Sie lebt ein erfülltes Leben: kocht Wareniki, bäckt Kuchen nach eigenen Rezepten, macht die Arbeit im Garten und hat noch nie Kartoffeln gekauft. Sie ist bereit, Erfahrungen mit anderen zu teilen, weil sie so viel von ihrem Leben vermitteln kann. Ihr Lachen steckt andere an. Wir glauben, dass unsere heutige Gesellschaft immer noch am liebsten über die totalitäre Vergangenheit zu schweigen neigt: Nazismus, Faschismus, Kommunismus - es ist schweres historisches Erbe. Der Wahrheit kann man nicht entfliehen.

Während unserer Projektarbeit begriffen wir es noch tiefer, das müssen auch die deutsche und die ukrainische Gesellschaft tun.

Natasha Braun

altDraußen stürmt es, im Klassenraum ist es warm. Mir gegenüber sitzt Natascha Braun, 88 Jahre alt. Ihre zittrigen Hände malen Bilder in die Luft.Ich sehe ihre Lebensgeschichte in ihren Lachfalten. Sie spricht ukrainisch: Ich verstehe nichts. Aber allein sie zu beobachten, reicht mir. Sie zu beobachten, beruhigt mich. Dann erkenne ich die Tränen in ihren Augen. Dieser Moment berührt mich sehr. Die Tränen sind mir so nahe, dass ich denke, es wären meine.

(von Artheja Magathevan)

Kartoshka

alt“Kartoshka!“ Der Jubelschrei ist unüberhörbar. Immer wieder die Kartoffel, das zweite Brot der Ukrainer, Seelenheimat. Kein Tag unserer Begegnung, in der die Knollenfrucht, die „Grundbirne“ nicht auch im Mittelpunkt stand: Die 88jährige Natascha Braun erzählt von süßen Pflaumen im Kartoffelmantel und sie verteilt Anbautipps, Schüler häufen sie seelig auf die Teller und im Gespräch höre ich: „Wenn ich keine Kartoffel im Haus habe, fühle ich mich so verloren.“

Am Ende des langen gestrigen Tages lagen bei mir zu Hause drei Pellkartoffeln in der Küche. Ich sehe Euch! „Kartoshka!“

(von R.F. Kokenbrink)


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